
Testcard #26 – Utopien
16.00 €
Verfügbar bei Nachbestellung
- Ventil Verlag
- 2019 ISBN 9783931555252
- 336 Seiten
- Broschur, mit zahlr. Abb.
- 23 × 15.5 × 1.6 cm
Wo ist die rote Sonne hin?
»Bis heute realisieren die Utopien sich bloß, um den Menschen die Utopie auszutreiben und um sie aufs Bestehende und aufs Verhängnis desto gründlicher zu vereidigen.« – Theodor W. Adorno, »Prolog zum Fernsehen«
Dass es leichter sei, sich das Ende der Welt vorzustellen als das Ende des Kapitalismus, wird zu einer Gewissheit, die kaum noch skandalös ist: So what? Wenn es stimmt, dass die Utopien verschwunden sind, wie steht es dann – im und als Pop – um: Revolution, Zeit, Raum, Erinnerung, Erfahrung, Hoffnung, Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, Geschichte, Fortschritt, Dynamik, Möglichkeit/Wirklichkeit …? War Pop nicht der Soundtrack einer besseren Welt, die Ode an die Freiheit des realen Humanismus?
Popgeschichte ist auch die Geschichte unzähliger Utopien, gelebter und gewünschter Entwürfe einer anderen, einer besseren Welt, die von Freedom und Happiness und Love bestimmt sein soll. Der Pop selbst beanspruchte schließlich, eine Utopie zu sein, ein verwirklichter Traum vom guten Leben. Allerdings ist Pop in all seiner Vielfalt immer auch das Gegenteil von Utopie gewesen: die auf die private Nische reduzierte Idylle, in der jede und jeder sich irgendwie durchwurschtelt, das bescheidene Glück des Augenblicks (im Konzert, im Kino, im Konsum) oder das ins Unterhaltungsformat gebrachte Schreckensszenario, die Katastrophe als Entertainment, die Dystopie. Pop ist eben nicht nur Nicht-Ort, nowhere, sondern ein now here, Jetzt-Hier.
Inhaltsverzeichnis
Editorial
Frank Apunkt Schneider:
Utopische Gegenwart: Das Popversprechen. Standortbestimmung für die Poplinke (Staffel 2)
Alexander Neupert-Doppler:
Zurück in die Zukunft? Neues vom Nirgendwo. Die 2010er-Jahre sind ein Jahrzehnt der Suche nach Utopien.
Christian Schmitt:
Schäfer_innen-Spiele. Arkadien und Utopien in der Popkultur
Laura Schwinger:
Dark Enhancement. Die gesellschaftspolitischen Implikationen transhumanistischer Utopien
Mark Fisher:
Acid Kommunismus (unvollendete Einleitung)
Anna Seidel:
»It’s about change and the power to change« Von Pop-Manifesten, von Utopien und vom Scheitern
Klaus Walter:
Space ist immer noch the place. Zur Renaissance des Afrofuturismus
Didi Neidhart:
Scary Monsters & Super Creeps. Verstreute Notizen aus dem Garten der Restposten
Jan-Niklas Jäger:
Echos aus dem Paradies. Fitzgerald, Jazz-Age, Pop-Utopien
Jonas Engelmann:
Mythen in Tüten. Plastik als Gleichnis für den Alltag der Utopie
Wolfgang Buechs:
Zuhause während der digitalen Revolution.
Tomorrow Never Mind. Here’s the Utopie-Diskografie
Lis Schröder:
Autotune und Angst.
Laura Schwinger:
Wo die Plastikblumen blühen. Das arkadische Musikvideo
Johannes Ullmaier:
Another Music From a Different Folk. Interview mit Diedrich Diederichsen zum Verhältnis von Pop und Povo im Tropicálismo
Gerald Fiebig:
Nichts (als) Noise unter der Sonne? Utopien und Aporien des Noise
Andreas Fischer / Daniel Dravenau:
White Trash Utopia. Country Rap zwischen Nostalgie und Dystopie
Ingo Techmeier:
New Atlantis. Utopien der elektronischen Musik
Ferdinand Praxl:
Trost, Pflaster, Strand. Einigermaßen fiktives Gespräch über Pop und Utopie
Kevin Vennemann:
»Now, you think you’re still in the bush or some damn where?« Migration und Urbanität in den Filmen der L.A. Rebellion
Nicklas Baschek:
Pop, Regression und Kritik. Warum es nicht ausreicht, zwischen Retro und Innovation zu unterscheiden
Oksana Shatalova und Georgy Mamedov:
Queer-Kommunismus ist eine Ethik. Futurologie des Ausschlusses
Manfred Ahriman Heinfeldner:
My Personal Hippie. Der kurze Sommer der Utopie
Veronika Kracher:
Imagine there’s no gender. Zur feministischen Utopie in der Literatur
Norma Schneider:
Ferne Welten und neue Menschen. Utopie in Science-Fiction-Filmen und -Serien
Jasper Nicolaisen:
»Von Mund zu Mund zu Hand zu Arsch zu Mund – äußerst geordnet, gesellig, aufmerksam, still und fürsorglich«. Die sexuelle Heterotopie von Samuel Delany
Marcel Braun:
Mode, die die Welt verändert? Überlegungen zum utopischen Potential von Mode
Alissa Starodub:
Urbane Utopien, also Trash-Theorie zum Tanz auf den Ruinen der Betonklötze