Der Guggolz Verlag präsentiert Michail Prischwins "Der irdische Kelch" | Sa. 31. Oktober

Event finishedTuesday, Jan 1, 2013 at 9:00 AM
Der Guggolz Verlag präsentiert Michail Prischwins "Der irdische Kelch" | Sa. 31. Oktober

Zabriskie_Prischwin_Passet_Guggolz_blog_Die Schatzgräber des Berliner Guggolz-Verlags haben Anfang diesen Jahres die grotesk-legendenhafte Erzählung „Der irdische Kelch“ des „Sängers der russischen Natur“ Michail Prischwin veröffentlicht. Die Übersetzerin Eveline Passet wird an diesem heutigen Abend Ausschnitte ihrer Übertragung dieses vergessenen Klassikers vorlesen. Außerdem wird der Verlagsgründer Sebastian Guggolz eine Einführung in die „Philosophie“ des Verlags geben. Die Lesung / Präsentation wird um 19 Uhr beginnen.

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Über das Buch:

Es ist »das Jahr neunzehn des zwanzigsten Jahrhunderts«, kurz nach der Revolution. Ein Landschloss in einem russischen Provinzstädtchen, dessen erster Stock zu einem »Museum des Gutslebens« umfunktioniert wurde. Bevölkert wird das Schloss von sonderlichen Gestalten, die sich dort eingerichtet haben. Machtbesessene Emporkömmlinge, die die Gunst der Stunde nutzen, überlebensschlaue Bauern, eine betagte Kinderfrau, nun Hüterin zweier übriggebliebener Pfauen, und ein Gärtner, der unverdrossen den Garten bestellt, aus dem längst alle Bäume verschwunden sind. In dieser Gesellschaft soll der Dorfschullehrer Alpatow das Licht der Bildung verbreiten – eine aussichtslos erscheinende Aufgabe inmitten von Hunger, Bürgerkrieg und Aberglauben.

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Über den Autoren:

Michail Prischwin galt Zeit seines Lebens, ja bis zu Perestrojka und Mauerfall als ein apolitischer Autor, der als »Sänger der russischen Natur« (Paustowski) Bekanntheit erlangte. Prischwin führte allerdings auch jahrzehntelang ein von jeder äußeren und inneren Zensur freigehaltenes, gesellschaftlichmentale Verschiebungen minutiös festhaltendes Tagebuch, von dem nicht einmal seine Frau wusste. Und er schrieb in den Anfangsjahren seines literarischen Schaffens politisch gefärbte Texte wie »Der Irdische Kelch«, die zu seinen Lebzeiten nicht veröffentlicht werden konnten. Die vielstimmige Erzählung mit ihrem Mischcharakter von Groteske und Legende ist der erste längere künstlerische Text, den Prischwin nach der Oktoberrevolution verfasst hat. Darin führt er eindrucksvoll sein ganzes Können vor: treffend gezeichnetes Personal und formale Kunstfertigkeit, stilistischer Reichtum und erzählerische Fülle. Er ist eine Herausforderung für jeden Übersetzer: religiöse Symbolik kontrastiert mit frechen, lakonischen Dialogen, zarte Naturschilderungen mit Redensarten der bilderreichen Volkssprache und verstümmelten Sätzen der Straße. Die Berliner Übersetzerin Eveline Passet hat sich dieser Aufgabe gestellt, all die verschiedenen Ebenen des Textes mit höchster Kunstfertigkeit übertragen und dabei einen Text geschaffen, der auch im Deutschen die sprachliche Vielfalt nicht verloren hat. Sie wird das Buch vorstellen und von ihrer Übersetzungsarbeit berichten.

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Über den Verlag:

Der Berliner Guggolz Verlag hat sich seit seiner Gründung vor knapp zwei Jahren zu einer Adresse für literarisch Reisefreudige entwickelt. Regelmäßig liefert der Verlag Neu- und Wiederentdeckungen vergessener klassischer Autoren des frühen 20. Jahrhunderts aus Nord- und Osteuropa. Er publiziert vergessene Nobelpreisträger, unterschätzte Klassiker, unter Wert gehandelte literarische Schätze. Die Bücher erscheinen in sorgfältiger Ausstattung, mit Lesebändchen und Fadenheftung und setzen damit ein bewusstes Zeichen gegen die Schnelllebigkeit des alltäglichen Buchgeschäfts. Verleger Sebastian Guggolz ist überzeugt davon, dass die Halbwertszeit auf dem Buchmarkt, die Präsenz in den Buchhandlungen wenig mit der literarischen Qualität zu tun hat. Er gibt den Büchern in Erst- oder Neuübersetzung eine neue Chance, ihre Leser zu finden.

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