Lyrik-Lesung | Falko Teichmann | 22. Februar

Event finishedTuesday, Jan 1, 2013 at 9:00 AM
Lyrik-Lesung | Falko Teichmann | 22. Februar

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Die Texte sind in englischer Sprache verfasst. Dafür gibt es keine Erklärung, außer dass dem so ist. Nach seinen eigenen Texten wird der Autor im zweiten Teil der Lesung eine Auswahl von ihm angefertigter Übersetzungen aus dem Werk des amerikanischen Dichters Weldon Kees in deutscher Sprache zum Vortrag bringen.

falko teichmann

Falko Teichmann
“after the unblinding“
(poppy fields forever, 2014, 50 Exemplare)

Vorwort für eine noch zu erstellende deutschsprachige Augabe

Dieser Gedichtband ist eine Sammlung von Dämmerungen, aufgezeichnet in schwindendem Licht. Er ist privates Totenbuch, und persönliche Eschatologie. Ihrer mythischen Narrative teils entkleidete Figuren heidnischen, antiken und christlichen Ursprungs wandern frei, allein, in Gruppen oder in Gesellschaft des Autors, durch die weißen Zimmer seiner Seiten, Betrachtungen fast leerer Landschaften stehen neben Momenten monströser unerfüllter Häuslichkeit. Es wird luzider Irrgänger aus Wissenschaft, Literatur und Populärkultur des letzten Jahrhunderts gedacht. Die Sintflut bekommt ihren eigenen Gesang, und gelegentlich streunen Tiere durch menschenleere Räume. In den fensterlosen Gängen moderner Hospitäler spricht eine Stimme (mit von gnostischen Gedanken fiebrigem Gehirn) in Gleichnissen und Andeutungen vom verwunschenen Wald der Seele, vom Unterholz der Psychoanalyse, vom Fehler der Schöpfung, von den Verfehlungen eines einzelnen Schöpfers, von der Mutter des Werdens, von der Hüterin aller Alpträume, von der Fälschung jeglicher Gesetze, von der Tochter des Dichters. Tradition mag ihren Anteil zur Gesamtheit dieses Werks beigetragen haben, ebenso die Blindheit der Erfahrung. In ihren besten Momenten sind diese Texte Zauberformeln, die eine Grenze zwischen Licht und Dunkelheit zu ziehen vermögen, in ihren schlechtesten (und diese sollte es in allen Werken geben, denn Perfektion ist ein zu grausamer Maßstab um ihn auf Dauer anzulegen, in der Kunst wie im Leben) kreisen zerlumpte Rabenvögel hoch über Erinnerungen, für die es zwischen den Zeilen keine Beweise gibt. So wie eine Liebe nicht war, weil sie nicht mehr ist.

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Weldon Kees
“Es ist so spät heut Nacht wie es je sein wird“
Ausgewählte Gedichte
Aus dem amerikanischen Englisch übertragen
und mit einer einleitenden Notiz versehen von
Falko Teichmann
(poppy fields forever, 2013, 20 Exemplare)
Weldon Kees
Verdichtete Biographie

Er war Dichter. Er verschwand. Man fand seinen Wagen im Juli ’55. An der Golden Gate Brücke. Als Erwachsener hatte er drei Katzen, sie hießen Flowerface, Daughter und Lonesome. Er heiratete eine Frau, die Ann Swan hieß. Er wurde 1914 in Beatrice (Nebraska) geboren. Er wuchs in wohlhabendenVerhältnissen auf. Er lebte in Lincoln, in Los Angeles, in Denver, in New York, in Provincetown, und in San Francisco. Er hätte Bibliothekar oder Schauspieler werden können. Er schrieb Erzählungen, Romane und Kritik. Er gehörte zur Dichtergeneration der Jahrhundertmitte – Bishop, Berryman, Lowell, Schwartz et al. Er veröffentlichte drei Gedichtbände – Der letzte Mensch, Der Untergang der Magier, und Gedichte 1947-1954. Er spielte Theater, und Jazz auf dem Klavier. Er verfasste Dramen und
sang eigene Lieder. Er liebte das Kino. Er malte, in der Manier der abstrakten Expressionisten. Er war das einzige Kind seiner Eltern. Er war Kommunist. Zumindest in seiner Jugend. Er legte Wert auf eine gepflegte Erscheinung. Er war ein verspäteter Modernist. Zeit seines Lebens. Er spürte die ganze Angst des amerikanischen Jahrhunderts in sich. Am Ende war er ein Mann ohne Zeit. Die Zeit ließ ihn allein im Raum zurück. Er trat aus seinem Leben heraus, ohne nachträgliche Erklärung. Was er an Versen hinterließ, hätte jeden Abschiedsbrief wie eine Fälschung aussehen lassen. Seine Gedichte sind bitter, und von tiefer Schönheit. Keines mag, wie angemerkt wurde, vollkommen sein. In ihrer Gesamtheit sind sie ein Meisterwerk.

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Beide Publikationen werden nach der Lesung käuflich zu erwerben sein.

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