Subkultur Westberlin 1979–1989
Subkultur Westberlin 1979–1989
Wolfgang Müller
Philo Fine Arts
2014
9783865726711Gebunden
16.5 x 10.6 x 4
600 pages
Angeschoben von den Impulsen des Punk entwickelt sich in Westberlin Ende der Siebziger eine vielfältige Subkultur. Super-8-Kinos, Bands und Minilabels werden gegründet, Fanzines kopiert, illegale Bars und Punkclubs wie das Risiko werden zu Treffpunkten der »Antiberliner«: Punks, Alternative, Industrial und Elektronikfans, Polit-Anarchos, Lesben, Schwule, Queers und Künstler mit oder ohne Werk. In diesem Umfeld erscheint im Merve Verlag 1982 das Manifest des subkulturellen Westberlin: Geniale Dilletanten – benannt nach der »Großen Untergangsshow« im Tempodrom. Herausgeber des Bändchens ist Wolfgang Müller, Mitbegründer der Gruppe Die Tödliche Doris. Die Band spielt sowohl in besetzten Häusern als auch in Kunstkontexten. In seiner nun vorliegenden, furios erzählten Geschichte der Westberliner Subkultur der Jahre 1979 bis 1989 setzt Wolfgang Müller Die Tödliche Doris in den Fokus damaliger Entwicklungen und Verhältnisse. Selbst Protagonist jener Geschehnisse, die er beschreibt, liefert er ein Stück Zeitgeschichte aus Insider-Perspektive: kenntnisreich, witzig, respektlos. So treten neben vielen anderen auf: Gudrun Gut, Die Einstürzenden Neubauten und Iggy Pop in einer Telefonzelle, Christiane F., der spätere Loveparade-Gründer Dr. Motte und Ratten-Jenny, die 1978 Martin Kippenberger attackierte. Aber auch Orte werden aufgerufen – die Flohmärkte oder illegale Kulturstätten wie der Kuckuck. Subjektiv, geistreich und aus dem Vollen schöpfend schließt Wolfgang Müller eine Lücke im Verständnis dieser Zeit.
Wolfgang Müller, 1957 geboren, lebt als Künstler, Musiker und Autor in Berlin. Das von ihm herausgegebene Merve-Bändchen Geniale Dilletanten (1982) wurde nicht allein wegen des Rechtschreibfehlers im Titel legendär. Er hat zahlreiche Ausstellungen, Hörspiele und Platten gemacht, und ist Autor u. a. der Bücher Hormone des Mannes (1995), Neue Nord-Welt (2005), Neues von der Elfenfront (2007) und Valeska Gert. Ästhetik der Präsenzen (2010).